Von Birgit Bürkner
Der Wahnsinn hat ein Ende! Inmitten von Natur- und Vogelschutzgebieten im Grunewald plante der Berliner Senat den Bau von Windrädern auf einer Gesamtfläche von 72 Hektar, B.Z. berichtete mehrfach. Jetzt spricht der Regierende Bürgermeister ein Machtwort. Kai Wegner (52, CDU) kippt den windigen Plan.
„Eins ist sicher: Im Grunewald werden wir keine Bäume fällen, um ein Windrad aufzustellen“, sagt Wegner exklusiv zu B.Z. Und nicht nur dem Berliner Plan nimmt er den Wind aus den Segeln. Der Regierende setzt sich außerdem dafür ein, dass das von der Ampel-Koalition verabschiedete Bundesgesetz*, welches die Länder dazu zwingt, Flächen für Windkraftanlagen zur Verfügung zu stellen, auf den Prüfstand kommt.

Wegner schreibt Reiche Brief zu Windräder-Gesetz
Der Berliner Regierungschef hat Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (51, CDU) einen Brief geschrieben. Wegner zu B.Z.: „Die Energiewende gelingt nur, wenn wir sie realistisch angehen – gerade in Stadtstaaten wie Berlin. Windräder mitten in der Großstadt sind nicht umsetzbar.“
Der Regierende habe Reiche gebeten, die Rolle der Metropolen im Energiemix künftig stärker mitzudenken – als Solarmotoren der Republik, nicht als Windstandorte. „Berlin übernimmt Verantwortung – und zwar mit den richtigen Mitteln: Wir wollen den Photovoltaikausbau massiv beschleunigen. Auf Dächern und Gebäuden, überall dort, wo es Sinn ergibt“, so Kai Wegner. „Wenn die Energiewende gelingen soll, muss sie zur Lebenswirklichkeit vor Ort passen.“
Bei Windrädern zählte kein Naturschutz

Acht Gebiete hatte der Senat für den Bau von Windkraftanlagen ausgewiesen. Darunter drei Flächen von 72 Hektar Größe (100 Fußballfelder) im Grunewald nahe der Avus. Mitten im Landschaftsschutzgebiet und direkt angrenzend zu EU-Vogelschutzgebieten und Flora-Fauna-Habitaten (Naturschutzgebieten nach EU-Richtlinie).
Weitere Standorte sorgten für harsche Kritik von Berlinern, Politikern aller Parteien und Umweltverbänden. Etwa am Teufelsberg, geplant auf denkmalgeschützten Flächen, in den Gatower Wiesen, in denen vier Seeadler ihren Lebensraum haben oder ebenfalls mitten im Wald in Friedrichshagen (Treptow-Köpenick) angrenzend zum unter Naturschutz stehenden Erpetal.
Beim vorgesehenen Standort in der Jungfernheide stellte sich der Bezirk Reinickendorf per Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung gegen die Planungen.
*Hintergrund: Das Land Berlin wurde 2022 durch das Windenergieflächenbedarfs-Gesetz – wie die anderen Stadtstaaten auch – dazu verpflichtet, bis Ende 2027 einen Anteil von 0,25 Prozent und bis Ende 2032 einen Anteil von insgesamt 0,5 Prozent der Landesfläche als Windenergiegebiete auszuweisen.